Was sollten Sie tun, um hohen Rohstoffpreisen und Verfügbarkeiten entgegenzuwirken?

Die Prozessindustrie ist in einem hohen Maße abhängig von Rohstoffen. Der Spitzenreiter in Sachen Faktoreinsätze mit ca. 65% stellt die Nahrungsmittelindustrie dar, gefolgt von der Papier- und Chemieindustrie mit ca. 55%. In Summe spiegeln die Materialaufwendungen in der Prozessindustrie über 50% des Gesamtumsatzes wider. Somit haben die entsprechenden Rohstoffpreise und deren Verfügbarkeiten einen elementaren Einfluss auf die Branche. Gerade in den letzten zwei Jahren haben alle Manager und damit Unternehmen gespürt welches Ausmaß diese Abhängigkeit erreichen kann durch externe Faktoren wie der Pandemie, den Russland Ukraine Konflikt, Winterstürme in den USA, weltweite Konjunkturprogramme oder auch fehlende Frachtkapazitäten.

Somit stellt sich die Frage insbesondere für die TOP Manager aller Unternehmen der Branche:

Was kann ich tun, um diesen Einfluss optimal bzw. besser als der Wettbewerb zu managen?

Neben gut ausgearbeiteten Lieferverträgen und einem exzellentem Lieferanten Management sollten Unternehmen sich auf folgende operative Themen konzentrieren:

  1. Die richtigen Rohstoffe bestellen und verarbeiten
  2. Maximale Materialeffizienz
  3. Minimierung der Rohstoffvarianten
  4. Alternative Rohstoffe

  1. Die richtigen Rohstoffe bestellen, lagern und verarbeiten

Um die richtigen Rohstoffe zu bestellen und zu verarbeiten ist es essenziell die Kundenbedarfe richtig zu bestimmen. Dafür sind zum einen die Kunden Forecasts zu verifizieren und zusätzlich die Erfahrungen aus Vertrieb, Customer Service und der Supply Chain zu ergänzen. Um dann bspw. die Produktionspläne und Distributionskapazitäten abzustimmen, die richtigen Lagerbestände aufzubauen, die Lieferperformance zu verbessern, sollte die Unternehmensleitung einen S&OP (Sales & Operations Planning) Prozess einführen bzw. einen Bestehenden permanent optimieren. Solch ein Prozess hilft auch Überproduktionen zu minimieren und folglich die Lagerhaltungs- und die Vernichtungskosten klein zu halten. Zusätzlich schafft die Zusammenarbeit über alle Abteilungen eines Unternehmens gegenseitiges Verständnis und führt zu einem abgestimmten Vorgehen und hilft enorm bei der Kommunikation gegenüber den Kunden.

  1. Maximale Materialeffizienz

Hierzu ist es wichtig die Einflussfaktoren aus der 6M Methode – Mensch, Maschine, Methode, Milieu, Messung und Material selbst genauer zu analysieren. Als konkrete Beispiele seien hier der Schulungsbedarf und das Qualitätsbewusstsein der Belegschaft zu nennen. Des Weiteren spielen die Effizienz der Maschine, Reinigungen, Wartungen und Reparaturen eine große Rolle. Die Optimierung der Produktionspläne und sichere Prozesse sind weitere Einflussfaktoren. Auch eine Kontrolle der Überwachungssysteme (Kameras, Sensoren, Wiegesysteme) bezogen auf die Kundenanforderungen und Genauigkeit sind wichtig. Der Umfang der Wareneingangsprüfungen und Bestimmung der Materialqualität sind ebenfalls entscheidend. Ein weiterer Aspekt zur Maximierung der Materialeffizienz sind Inline Recycling oder Downcycling Prozesse, um die Ausschöpfung von bereits im Unternehmen befindlicher Rohstoffe zu maximieren. Hier spielen zum Beispiel die Wiederverwendung von Produktionsausschussmengen oder nicht abgesetzter Endprodukte eine Rolle. 

  1. Minimierung der Rohstoffvarianten

Ein weiterer wichtiger Aspekt, um die Materialkosten und Verfügbarkeiten zu optimieren ist die Reduzierung der Variantenvielfalt. Zunächst sollte das Produktportfolio kritisch hinterfragt werden. Benötigt der Kunde alle Varianten oder gibt es Kombinationsmöglichkeiten? Folglich sollte der erste Schritt eine genaue Analyse der Kundenbedürfnisse sein mit der Überlegung ob Module, Baukästen, Produktfamilien, Plattformen, Harmonisierungen oder Standardisierungen diese Bedürfnisse in einem günstigen Preis-Leistungs-Gefüge herzustellen und anzubieten ist. Sprich, Varianten nur da anbieten, wo der Kunde sie wahrnimmt und wertschätzt. Die Einführung eines intelligenten Komplexitätsmanagements, welches den gesamten Wertschöpfungsprozess beinhaltet und als ganzheitliche Unternehmensstrategie umgesetzt wird, hilft diese Hürden zu nehmen.

  1. Alternative Rohstoffe

In der aktuellen Situation sollte ein besonderes Augenmerk auf die Substitution der verwendeten Rohstoffe durch andere Materialien gelegt werden (z.B. im Zuge neuer Produktionsverfahren). Hier ist eine klare Empfehlung mindestens monatlich mit den entsprechenden Management Mitgliedern den Fortschritt zu tracken und zu unterstützen. Dafür benötigt man einen festgelegten Projektleiter bzw. Verantwortlichen. Dieser kann z.B. im Einkauf oder in der Qualitätssicherung angesiedelt sein. Zusätzlich sollte man „Versuchsmaschinen“ definieren bzw. anschaffen, um nicht für die Rohstoffversuche in den laufenden Betrieb einzugreifen und Kapazitäten zu rauben und unnötig hohe Materialverluste zu vermeiden. Auch die Bildung eines „Versuchsteams“/Applikationsteams hilft solche Qualifizierungsprozesse schnell und professionell umzusetzen. Der Fokus sollte dabei auf wertvolle bzw. kritisch zu besorgende Rohstoffe gelegt werden.

Das Thema Rohstoffmanagement sollte mit absoluter Priorität vom Top Management in jedem Unternehmen der Prozessindustrie gehandhabt werden. Es muss sichergestellt werden das die richtigen Produkte produziert, gelagert und verkauft werden. Die verwendeten Rohstoffe sollten mit maximaler Effizienz alle Prozesse durchlaufen und der Prozessausschuss möglichst wiederverwendet werden. Parallel sollte die Variantenvielfalt reduziert und alternative Rohstoffe qualifiziert werden.

Die genannten Maßnahmen verhelfen Ihnen nicht nur durch Krisen gut hindurchzukommen, sondern auch permanente Wettbewerbsvorteile und Effizienz.

Gerne unterstütze ich Sie bei der Optimierung Ihrer Rohstoffe.

Vereinbaren Sie jetzt eine kostenlose Erstberatung bei Ihnen vor Ort!